Der Herzinfarkt gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Viele Menschen empfinden die Krankheit als unausweichlichen Schicksalsschlag. Dabei gibt es einiges, was man tun kann, um das Risiko für die Erkrankung zu verringern. Dr. Gerrit Kuprat, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in Rain am Lech, hat im Gespräch mit Julia Lux, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregionplus, über die Herzinfarkt-Vorsorge gesprochen.
Herr Dr. Kuprat, Herzinfarkte gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Was beeinflusst das Risiko für einen Herzinfarkt?
Dr. Gerrit Kuprat: Herz- und Kreislauferkrankungen sind nach wie vor in Deutschland die häufigste Todesursache. Dabei spielen der Herzinfarkt und der Schlaganfall die größte Rolle.
Das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden, wird durch verschiedene Risikofaktoren maßgeblich beeinflusst. Dabei unterscheidet man beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren. Zu den nicht beeinflussbaren zählen eine eventuelle familiäre Vorbelastung (also die Gene), das Geschlecht (das Risiko ist bei Männern insgesamt höher) und das Alter (je älter, desto höher das Risiko). Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen vor allem Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte (insbesondere das „schlechte“ Cholesterin, das LDL-Cholesterin), Zuckererkrankungen (Diabetes mellitus Typ 1 und 2), Übergewicht, zu wenig körperliche Bewegung, übermäßiger Alkoholkonsum und Stress. Je mehr Risikofaktoren vorliegen, desto höher ist das Risiko.
Inwieweit spielen die Gene eine Rolle beim Herzinfarktrisiko?
Dr. Gerrit Kuprat: Die familiäre Veranlagung (auch genetische Prädisposition genannt) ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Etwa 40% des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt in vererbbaren Faktoren. Dabei sind nicht wie bei anderen Erkrankungen einzelne Veränderungen der Erbinformation dafür verantwortlich, sondern eine Vielzahl von Genvarianten. Diese führen zum Beispiel zu einem erhöhten Risiko, an Bluthochdruck oder Diabetes mellitus zu erkranken. Ein relativ häufiges und leider zu selten erkanntes und behandeltes genetisches Risiko für den Herzinfarkt stellt die sogenannte Familiäre Hypercholesterinämie (FH) dar. Bei dieser bestehen schon von Kindheit an zu hohe LDL-Cholesterinwerte, was schon frühzeitig zur Entstehung von Herzinfarkten führen kann. Rechtzeitig erkannt, lässt sich dieses Krankheitsbild sehr gut behandeln. Die Diagnose lässt sich ohne großen Aufwand durch eine Kontrolle der Blutfettwerte und im Verdachtsfall durch eine Genanalyse stellen.
Auf was sollte bei einer familiären Veranlagung zu Herzerkrankungen geachtet werden?
Dr. Gerrit Kuprat: Wer eine genetische Veranlagung für einen Herzinfarkt oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat, ist dieser nicht zwangsläufig hilflos ausgeliefert. Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Risiko sollten ausdrücklich zu einem gesunden Lebensstil ohne Rauchen ermutigt werden. Zusätzlich sollten die beeinflussbaren Risikofaktoren wie Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte schon frühzeitig und regelmäßig von ärztlicher Seite kontrolliert und behandelt werden. Dadurch ist eine deutliche Absenkung des Risikos für das Auftreten von Herz- und Kreislauferkrankungen zu erreichen. Dies ist auch in großen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen worden. Eine gute Möglichkeit, sein eigenes Herzinfarktrisiko zu ermitteln, sind sogenannte Herz-Scores, die auch online leicht verfügbar sind. Dafür sind nur wenige Informationen bzw. Laborwerte wie zum Beispiel das LDL-Cholesterin erforderlich. Sie finden einen Herzinfarktrisiko-Test zum Beispiel auf der Seite der Deutschen Herzstiftung.
Unsere Ernährungs- und Lebensgewohnheiten nehmen einen besonderen Stellenwert in der Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen ein. Wie können wir gezielt einem Herzinfarkt vorbeugen?
Dr. Gerrit Kuprat: Durch einen aktiven und gesunden Lebensstil kann man persönlich sehr viel dazu beitragen, einem Herzinfarkt vorzubeugen. Körperliche Fitness ist einer der besten Schutzfaktoren gegenüber dem Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen. Dabei sind keine sportlichen Höchstleistungen erforderlich. Schon zum Beispiel 2000 Schritte pro Tag mehr zu laufen senkt das Herzinfarktrisiko um circa 15 Prozent ab. Besonders günstig ist eine Kombination aus Ausdauerbelastungen und moderatem Krafttraining. Dies erfordert keine Mitgliedschaft in einen Fitness-Studio, sondern lässt sich oft mit einfachen Mitteln im Alltag umsetzen.
Auch eine richtige Ernährung kann sehr viel zur Absenkung des Herzinfarktrisikos beitragen. Zur herzgesunden Ernährung sollten weniger Fleisch, viel Gemüse und in Maßen Obst auf dem Speiseplan stehen. Außerdem günstig sind Nüsse, Hülsenfrüchte, ballaststoffreiche Vollkornprodukte sowie Fisch. Diese Empfehlungen sind auch die Hauptbestandteile der sogenannten Mittelmeerkost, die in vielen wissenschaftlichen Studien zu einer deutlichen Senkung des Herzinfarktrisikos geführt hat.
Vielen Dank für das Gespräch!
Foto: Dr. Gerrit Kuprat