Dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte sind nicht nur ein Symptom für Diabetes mellitus, sondern auch eine echte Gefahr für das Herz. Dr. Thomas Eberl, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Donau-Ries Klinik Donauwörth, erläutert im Interview mit der Gesundheitsregionplus, welche Rolle eine Diabetes-Erkrankung für das Herz spielt und gibt Diabetikern Tipps zur Vorbeugung von Herzproblemen.
Herr Dr. Eberl, was ist Diabetes mellitus?
Dr. Thomas Eberl: Der Begriff „Diabetes mellitus“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Honigsüßer Durchfluss“. Diabetes mellitus ist letztlich eine Störung des Zuckergehaltes im Blut. Die Ursachen sind vielfältig; deswegen werden auch verschiedene Diabetestypen unterschieden. Am häufigsten tritt bei uns der Diabetes mellitus Typ II auf, der eher bei älteren Patienten vorkommt und diätetisch und medikamentös behandelt wird. Diabetes Typ I tritt bereits bei Kindern, Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen auf. Grund dafür ist eine Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Er muss dauerhaft mit Insulin behandelt werden. Rechnet man die Dunkelziffer mit ein, sind wohl annähernd 10 Mio. Menschen in Deutschland betroffen, Tendenz deutlich steigend.
Was sind typische Anzeichen für einen Diabetes?
Dr. Thomas Eberl: Die typischen Anzeichen für einen Diabetes sind übermäßiger Durst und viel Wasserlassen. Zu Beginn kommt es häufig zu einem Gewichtsverlust. Sehstörungen, Hautveränderungen und Konzentrationsstörungen können unter anderem dazukommen. Manchmal wird die Diagnose auch erst im Rahmen eines Notfalls gestellt.
Welche Rolle spielt eine Diabetes-Erkrankung für das Risiko eines Herzinfarktes?
Dr. Thomas Eberl: Diabetes mellitus erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich. Abhängig von der Diabetesdauer und anderen Risikofaktoren steigt es über die Zeit signifikant an. Das gilt auch für andere Gefäßkrankheiten wie Schlaganfall und arterielle Verschlusskrankheit, die sogenannte „Schaufensterkrankheit“. Diabetiker, die gleichzeitig auch an Bluthochdruck leiden, haben eine 20-30%-ige Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der nächsten 10 Jahren. 55% der Diabetiker sterben am Herzinfarkt!
Stimmt es, dass Diabetiker deutlich häufiger einen sogenannten „stummen Infarkt“ erleben?
Dr. Thomas Eberl: Ja, das ist richtig. Im Laufe der Zeit kann der Diabetes mellitus zu Schäden an den Nerven führen, so dass die typischen Schmerzen beim Herzinfarkt nicht wahrgenommen werden.
Wie unterscheidet sich der „stumme Herzinfarkt“ vom herkömmlichen Infarkt?
Dr. Thomas Eberl: Beim akuten, wie Sie sagen herkömmlichen Infarkt, ist das wichtigste Symptom der starke drückende Schmerz im Brustkorb, die sogenannte Angina pectoris. Beim sogenannten stummen Infarkt kann der Schmerz weitgehend oder sogar ganz fehlen. Das kann dazu führen, dass er zunächst gar nicht erkannt wird und deswegen auch keine akute und zeitnahe Behandlung erfolgt. Nicht selten muss der Patient dann später als akuter Notfall im Krankenhaus behandelt werden, weil er zum Beispiel keine Luft mehr bekommt.
Was empfehlen Sie Diabetikern, um Herzproblemen vorzubeugen?
Dr. Thomas Eberl: Es ist sehr wichtig, Patienten mit Diabetes mellitus regelmäßig auf weitere Risikofaktoren für das Herz zu untersuchen. Das Rauchen muss eingestellt werden; eine regelmäßige Überwachung und optimale Einstellung des Blutdruckes, sowie die Kontrolle der Blutfette und ebenfalls eine risikoadaptierte Optimierung sind unbedingt notwendig. Daneben ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben, sein Körpergewicht zu normalisieren und bei Beschwerden sofort zum Arzt zu gehen.
Vielen Dank für das Gespräch!